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Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, hat sich dafür ausgesprochen, auf den Euro-Scheinen künftig berühmte Europäer abzubilden. "Ich persönlich kann mir sehr gut vorstellen, auf den Banknoten Gesichter berühmter Europäer zu zeigen: Leonardo da Vinci, Ludwig van Beethoven oder James Joyce", sagte Lagarde den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND/Freitagsausgabe).
"Ich selbst erinnere mich gern an den Fünf-Franc-Schein mit Victor Hugo, den es vor 50 Jahren in Frankreich gab", fügte sie hinzu. Derzeit zeigen die Euro-Scheine fiktive Bauwerke. "20 Jahre nach der Einführung des Euro ist es an der Zeit, uns zu fragen, ob es etwas gibt, mit dem sich Europäerinnen und Europäer noch besser identifizieren können. Etwas, was wir alle als typisch europäisch wahrnehmen und uns verbindet", betonte sie. Möglich sei auch ein berühmtes Bild oder ein Baudenkmal.
Eine je nach Ausgabeland unterschiedliche Gestaltung wie bei den Münzen lehnte sie ab. Ziel sei es, Geschlossenheit zu zeigen. "Es wäre ein Fehler, wenn wir jetzt wieder anfangen würden, nach Ländern zu unterscheiden. Wir sollten herausfinden, was uns eint und verbindet – nicht, was uns trennt."
Die EZB plant eine Neugestaltung der Banknoten bis 2024. Dabei sollen die Bürgerinnen und Bürger einbezogen werden.
Obwohl die EZB seit einiger Zeit an der Einführung eines digitalen Euros arbeitet, bekräftigte Lagarde, dass es keine Absicht gebe, Bargeld abzuschaffen. "Ich liebe es, Banknoten in meinem Portemonnaie zu haben", sagte sie. "Und jetzt ist sogar meine eigene Unterschrift darauf zu sehen."
Bei der Frage nach Zinserhöhungen zur Bekämpfung der hohen Inflation bat Lagarde erneut um Geduld. Sie verglich dabei Zinspolitik mit Autofahren. "Niemand macht das im fünften Gang in voller Fahrt, sondern man geht vom Gas und schaltet schrittweise zurück. Genau das tun wir gerade. Und sobald das Tempo richtig ist und die Situation es zulässt, nehmen wir die Kurve."
Durch die anstehenden Tarifrunden erwartet Lagarde indessen keinen weiteren Inflationsschub. "Zunächst einmal halte ich es für verständlich und legitim, wenn Gewerkschaftsführer in dieser Situation höhere Lohnforderungen stellen, um die Kaufkraft der Arbeitnehmer zu erhalten", sagte sie. Dass Lohnabschlüsse den Inflationsprozess beschleunigten, sehe sie "im Moment aber überhaupt nicht". Im Gegenteil: "In den meisten Euro-Ländern, auch in Deutschland, sind die Lohnforderungen ausgesprochen moderat."
T.Gilbert--TFWP