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Prinz Harry hat in seiner mit Spannung erwarteten Aussage vor einem britischen Gericht schwere Vorwürfe gegen die britischen Boulevardmedien erhoben. Er habe sehr unter den Artikeln gelitten, die ihn oftmals in ein schlechtes Licht rückten und intimste Details seines Privatlebens enthüllten, sagte der 38-Jährige am Dienstag vor dem High Court in London. Einige Medien beschuldigte er, Blut an den Händen zu haben.
Der Prinz wirft gemeinsam mit anderen Klägern dem Medienkonzern Mirror Group Newspapers (MGN) illegale Informationsbeschaffung vor. Unter anderem soll das Mutterhaus der Boulevardzeitungen "Daily Mirror", "Sunday Mirror" und "Sunday People" das Handy des Prinzen angezapft haben. Harry ist das erste Mitglied der britischen Königsfamilie seit mehr als hundert Jahren, das in einem Gerichtsverfahren in den Zeugenstand tritt.
Die meiste Zeit seines Lebens und bis zum heutigen Tag sei er Opfer einer unbarmherzigen "Invasion der Presse" gewesen, sagte Harry. Von Geburt an habe er es mit einer feindseligen Presse zu tun gehabt. Diese habe allen Mitgliedern des Königshauses eine Rolle zugeteilt: Mal als "Playboy-Prinz", dann wieder als "Versager" oder, wie in seinem Fall, als "Schwachkopf", "minderjähriger Trinker" oder "verantwortungsloser Drogenkonsument". Und die Liste ginge weiter.
Als Jugendlicher und Anfang 20 habe er das Gefühl gehabt, er müsse die "Schlagzeilen und Stereotypen" über ihn durch sein Verhalten bestätigen, sagte Harry weiter. Er sprach von einer "Abwärtsspirale" und fügte hinzu, es sei "absolut widerwärtig" gewesen.
Im Kreuzverhör durch den MGN-Anwalt Andrew Green räumte Harry ein, er könne sich nicht mehr erinnern, ob er die meisten der Artikel, die er in seiner Klage aufführt, damals schon gelesen habe. In jedem Fall hätten sie aber in ihrer Gesamtheit massiv in seine Privatsphäre eingegriffen. Sie hätten ihn "äußerst paranoid" gemacht, Freundschaften ruiniert und auch seine Beziehungen.
Der Prozess hat bereits wenige Tage nach der Krönung von Charles III. vor einem Monat begonnen, er ist auf bis zu sieben Wochen angesetzt. Höhepunkt ist dabei die Aussage von Harry. Zuletzt war aus den Reihen des britischen Königshauses der spätere König Edward VII. wegen einer Verleumdungsklage 1890 in den Zeugenstand getreten. Zu Beginn des Verfahrens räumte MGN einige Beweise im Fall gegen Harry ein und entschuldigte sich. Doch bestreitet das Medienhaus kategorisch, Sprachnachrichten abgefangen zu haben.
Für Harry dürfte das Verfahren ebenfalls nicht einfach sein. Am Montag wurde er vom zuständigen Richter Timothy Fancourt gerügt, weil er dem Eröffnungsplädoyer in seinem Fall ferngeblieben war. Sein Anwalt David Sherborne verteidigte das Fehlen seines berühmten Mandanten. Demnach hatte der mit seiner Familie in den USA lebende Prinz den zweiten Geburtstag seiner Tochter Prinzessin Lilibet gefeiert und war deshalb erst am Sonntagabend von Los Angeles nach Großbritannien geflogen.
Harry hat seit langem ein zerrüttetes Verhältnis zu den Boulevardmedien. Der jüngste Sohn von König Charles III. macht sie unter anderem verantwortlich für den Tod seiner Mutter Diana, die 1997 bei einem Verkehrsunfall während einer Verfolgungsjagd mit Fotografen in Paris ums Leben kam.
Bis heute sehen er und seine Frau Meghan Markle sich nach eigenen Angaben immer wieder mit Nachstellungen durch Medien konfrontiert. Dies sei einer der Gründe gewesen, warum sich die beiden 2020 aus den vordersten Reihen des britischen Königshaus zurückzogen und nach Kalifornien umsiedelten.
Harry hat mehrere Verfahren gegen Verlage angestoßen mit dem Ziel, deren Art der Berichterstattung zu ändern. Dieses Ziel bekräftigte der Prinz im Zeugenstand am Dienstag. "Wie viel Blut wird noch ihre tippenden Finger beflecken, bevor jemand diesem Wahnsinn Einhalt gebieten kann", sagte er.
C.M.Harper--TFWP