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Nach der Attacke mit Hundekot auf eine bekannte Zeitungskritikerin hat die Staatsoper Hannover den bereits suspendierten Ballettdirektor Marco Goecke entlassen. Beide Seiten hätten sich "im gegenseitigen Einverständnis" voneinander getrennt, teilte das Staatstheater Hannover am Donnerstag mit. Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Goecke sei nach dem Angriff nicht mehr vorstellbar, erklärte Intendantin Laura Berman.
Der Vorfall habe das Publikum verunsichert, die Öffentlichkeit irritiert und gegen alle Grundsätze des Hauses verstoßen. Dies habe Goecke der Leitung des Niedersächsischen Staatstheaters gegenüber auch eingestanden. Sein Vertrag sei mit sofortiger Wirkung aufgelöst worden.
Als Choereograf werde er am Staatstheater weiterhin künstlerisch geschätzt, hieß es zugleich: "Seine Werke stehen in keinem Zusammenhang mit den Geschehnissen und bleiben im Repertoire des Staatsballetts", erklärte Berman.
"Wir glauben nicht, dass das Werk eines Künstlers aufgrund einer einzelnen unüberlegten Tat – so widerlich sie auch sein mag – komplett verdammt werden sollte", erklärte sie weiter. Der bisherige stellvertretende Ballettdirektor Christian Blossfeld soll die Leitung der Compagnie zunächst übernehmen, bis über eine längerfristige Nachfolge entschieden ist.
Goecke war am Montag von der Staatsoper der niedersächsischen Hauptstadt mit sofortiger Wirkung suspendiert und mit einem Hausverbot belegt worden, nachdem er am Samstagabend bei einer Ballettpremiere die Journalistin der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ) im Foyer konfrontiert und ihr bei einer Auseinandersetzung Hundekot ins Gesicht geschmiert hatte. Sie erstattete Anzeige, die Polizei ermittelt daher unter anderem wegen Körperverletzung.
Parallel zur Suspendierung forderte die Staatsoper von Goecke am Montag eine Entschuldigung und stellte zudem "weitere Schritte" in Aussicht. Der Chefchoreograf und Ballettdirektor habe durch seine "impulsive Reaktion" gegenüber der Journalistin "gegen alle Verhaltensgrundsätze der Staatsoper Hannover verstoßen" und die Betroffene "persönlich zutiefst beleidigt", hieß es in einer Mitteilung.
Hintergrund für Goeckes Übergriff war eine erst wenige Tage zuvor erschienene Kritik der Journalistin über eine seiner Choreografien, die derzeit vom renommierten Nederlandse Dans Theater aufgeführt wird. In dem Artikel, der auch im Internet nachzulesen ist, nannte die Kritikerin die Inszenierung eine "Blamage und eine Frechheit" und schrieb, die Zuschauer würden dabei "abwechselnd irre und von Langeweile umgebracht".
Die Betroffene arbeitet für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung", die den Vorfall mit dem Hundekot am Wochenende als erstes Medium öffentlich machte. Das Blatt schrieb von einem "demütigenden Akt" sowie einer "Grenzüberschreitung", die das "gestörte Verhältnis eines Kunstschaffenden zur Kritik" offenbare. Demnach soll sich Goecke durch die Rezension der Frau provoziert gefühlt und die Frau außerdem für Kündigungen von Abonnements an der Staatsoper in Hannover verantwortlich gemacht haben.
Goecke ist ein preisgekrönter Choreograf, der an vielen Ballettbühnen im In- und Ausland arbeitet. Seit 2019 ist der 50-Jährige Ballettdirektor des Staatsballetts Hannover, das zur dortigen Staatsoper gehört. Im Lauf seiner Karriere entwickelte er nach Angaben des Theaters bereits mehr als 60 Choreografien, die zum Repertoire von Ensembles von Paris über Berlin bis Zürich gehören. Im vergangenen Jahr erhielt er den Deutschen Tanzpreis.
H.M.Hernandez--TFWP