Euro STOXX 50
-53.8500
Eine Panne beim US-Softwarekonzern Microsoft hat am Freitag rund um den Globus Fluggesellschaften, Krankenhäuser, Rundfunkanstalten, Börsen und weitere Unternehmen teils komplett lahmgelegt. In Deutschland war vor allem der Berliner Flughafen BER betroffen; auch in Australien, den USA, Indien, Spanien, den Niederlanden, Frankreich und Großbritannien meldeten Fluggesellschaften gravierende IT-Probleme. Die französische IT-Sicherheitsbehörde Anssi erklärte, es gebe nach bisherigem Stand keine Hinweise auf einen Cyber-Angriff.
Microsoft erklärte im Onlinedienst X, zahlreiche Apps und Dienstleistungen des Clouddienstes Microsoft 365 könnten "nicht erreichbar" sein. Der Konzern arbeite "mit Hochdruck" daran, das Problem zu beheben.
Am Berliner Hauptstadtflughafen BER lief am späten Vormittag der Flugbetrieb auch teilweise wieder an, der zuvor zeitweise komplett eingestellt worden war. Zahlreiche Flüge wurden umgeleitet oder gestrichen, andere landeten und starteten verspätet.
Neben dem BER war auch der Flughafen in Hamburg betroffen: Vier der dort startenden und landenden Fluggesellschaften mussten laut einer Sprecherin "bestimmte Prozesse im Check-in, die normalerweise digital laufen, von Hand" erledigen. Die Lufthansa erklärte, sie selbst sei nur gering betroffen.
Das Universitätsklinikum in Schleswig-Holstein sagte wegen der IT-Panne alle aufschiebbaren Eingriffe an den beiden Standorten in Kiel und Lübeck ab. Dort blieben auch die Ambulanzen geschlossen.
In der Schweiz musste der Flughafen Zürich alle Landungen absagen. Maschinen, die schon in der Luft waren, konnten aber landen.
In Spanien berichteten alle Flughäfen des Landes von Störungen aufgrund einer IT-Panne, wie der größte Airport-Betreiber Aena mitteilte. Die Panne betreffe vor allem die Checkin-Schalter und die Passagier-Informationen. Aena betreibt 46 Flughäfen in Spanien.
Die Billig-Airline Ryanair berichtete von Problemen in ihrem Netzwerk. Grund sei eine Panne eines Drittanbieters, die "außer unserer Kontrolle" liege.
In den Niederlanden waren die Flughäfen Amsterdam-Schiphol und Eindhoven betroffen, die Airline KLM erklärte, sie habe ihren Flugbetrieb weitgehend eingestellt. Die niederländische Nachrichtenagentur ANP berichtete, auch der Hafen Rotterdam untersuche mögliche technische Probleme. Auch das Außenministerium sei betroffen, dazu mehrere Krankenhäuser im Land, die Operationen verschoben. Der Sender Talpa berichtete ebenfalls von technischen Problemen.
In Großbritannien meldete das wichtigste Bahnunternehmen Probleme, auch die Börse in London war betroffen. Der Handel begann später als geplant. Der Londoner Flughafen Heathrow meldete, die Microsoft-Panne betreffe auch teils seine Systeme. Die britische Zivilluftfahrtbehörde teilte mit, auf den Flughäfen des Landes könne es wegen der IT-Panne zu längeren Wartezeiten kommen.
In Frankreich teilte die Gesellschaft Air France mit, es gebe IT-Probleme, aber nicht an den Pariser Flughäfen. Die Veranstalter der Olympischen Spiele, die kommende Woche in der französischen Hauptstadt beginnen, berichteten von "Störungen" ihrer Microsoft-Anwendungen.
In den USA erklärte die Flugaufsichtsbehörde FAA, sie habe wegen Kommunikationsproblemen alle Airlines angewiesen, "alle Flüge egal mit welchem Ziel" zu stoppen. Fluggesellschaften wie Delta, United oder American Airlines erklärten, ihre Flüge blieben vorerst am Boden.
In Indien waren fünf Fluggesellschaften von IT-Problemen betroffen, die Nachrichtenagentur Trust of India berichtete, auf der Ferieninsel Goa sei der Flugverkehr zum Erliegen bekommen.
Auch die Flughäfen in Hongkong und Singapur berichtete von Problemen mehrerer Fluggesellschaften. Der Flughafen in Changi in Singapur teilte mit, mehrere Fluggesellschaften könnten die Daten der Passagiere nicht erfassen; die Eingabe erfolge per Hand. In Australien waren neben dem Flugverkehr auch Rundfunksender und Supermarktketten betroffen.
Experten zufolge ist der Grund des Problems ein fehlerhaftes Update des Cybersicherheitsanbieters Crowdstrike. Crowdstrike wird von vielen Unternehmen weltweit verwendet, um die Sicherheit von Windows-Computern und -Servern zu verwalten.
A.Nunez--TFWP