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Die Teilnahme hunderter Vertreter der Ölindustrie an der UN-Klimakonferenz (COP29) in Aserbaidschan hat Kritik von Umweltaktivisten hervorgerufen. Konzernführer und Lobbyisten trafen sich am Freitag in Baku zum "Energietag". "Das ist so, als wären Tabaklobbyisten auf einer Konferenz über Lungenkrebs", sagte David Tong von der Kampagnengruppe Oil Change International. Auch der frühere US-Vize-Präsident und Klimaaktivist Al Gore kritisierte den Einfluss der Energiebranche auf die UN-Klimakonferenz.
Während die Verhandlungsführer bei der COP29 hinter verschlossenen Türen weiter über die Aufstockung der Klimafonds für Entwicklungsländer diskutierten, kamen zu dem "Energietag" in Baku unter anderem die Führungskräfte großer Ölfirmen zusammen.
Die NGO-Koalition "Kick the Big Polluters Out", welche die Akkreditierungen bei der jährlichen Klimakonferenz untersucht hatte, kam zu dem Schluss, dass mehr als 1700 Menschen mit Verbindungen zu Interessen der fossilen Brennstoffindustrie in Baku anwesend seien.
Der Chef des französischen Energiekonzerns TotalEnergies, Patrick Pouyanne, räumte ein, dass seine Branche "Teil des Problems" sei. Zugleich betonte er aber "kontinuierliche Fortschritte" bei der Abkehr von fossilen Energieträgern.
Die Anwesenheit von Interessenvertretern der Öl-, Gas- und Kohleindustrie bei den Klimaverhandlungen ist seit langer Zeit umstritten. Gore beklagte, dass "die fossile Brennstoffindustrie und die Petrostaaten die Kontrolle über den COP-Prozess in einem ungesunden Ausmaß übernommen" hätten.
Es sei "absurd, dass diese Petrostaaten, die so sehr vom weiteren Verkauf von Öl und Gas abhängig sind, die Gastgeber dieser Klimakonferenzen sind", sagte er am Freitag der Nachrichtenagentur AFP. Es sei offensichtlich, dass ein "direkter Interessenkonflikt" bestehe.
Der Staatschef des diesjährigen Gastgeberlandes Aserbaidschan, Ilham Alijew, hatte klimaschädliche fossile Energieträger am Dienstag als "Gottesgeschenk" bezeichnet.
Eine Gruppe von Klimaaktivisten und Wissenschaftlern warnte am Freitag, dass der COP-Prozess "nicht mehr zweckmäßig" sei. In einem unter anderem vom ehemaligen UN-Generalsekretär Ban Ki Moon unterzeichneten Brief forderten sie kleinere, häufigere Treffen mit größerer Verantwortung und strengen Kriterien für die Gastgeberländer. Sie forderten zudem Regeln, die sicherstellen, dass Unternehmen klare Klimazusagen machen, bevor sie Lobbyisten zu den Gesprächen entsenden dürfen.
Die zentrale Aufgabe der Delegationen aus fast 200 Ländern bei der COP29 in Baku ist es, einen neuen finanziellen Rahmen für die Zeit nach 2025 festzulegen. Nach Expertenschätzungen sind künftig mindestens eine Billion Dollar pro Jahr notwendig, um Länder des globalen Südens beim Klimaschutz und der Anpassung an die Folgen der Erderwärmung zu unterstützen.
Bei der Klimafinanzierung gestalten sich die Verhandlungen schwierig. Ab kommender Woche gehen die Verhandlungen auf Ministerebene weiter, laut Plan sollen sie am Freitag kommender Woche enden.
Die deutsche Klima-Beauftragte Jennifer Morgan forderte zum Abschluss der ersten Verhandlungswoche ein entschlossenes Vorgehen der Weltgemeinschaft. "Klimaschutz zu beschleunigen ist eine Investition in unsere Zukunft", erklärte sie am Freitag. "Denn jeden Euro, den wir heute investieren, verhindert das Sechsfache an Klimakosten in der Zukunft." Die grüne Transformation biete zudem "enorme wirtschaftliche Chancen".
Weltweit würden aktuell noch rund eine Billion Euro in fossile Energien investiert. "Wenn wir dieses Geld in Erneuerbare stecken, wären wir schon einen ganzen Schritt weiter – ohne einen einzigen Euro mehr auszugeben", erklärte Morgan.
Die Klimakonferenz wird von der bevorstehenden Rückkehr des Klimawandel-Leugners Donald Trump ins Weiße Haus überschattet. Es wird erwartet, dass die USA unter dem künftigen Präsidenten erneut aus dem Pariser Klimaabkommen aussteigen werden.
Ex-US-Vize-Präsident Gore sieht den weltweiten Kampf gegen den Klimawandel dadurch aber nicht bedroht. "Wir haben das schon einmal durchgemacht", sagte Gore am Donnerstag in Baku mit Blick auf Trumps erste Amtszeit als Präsident (2017 bis 2021). Es gebe so viel Dynamik, dass "selbst eine neue Trump-Regierung nicht in der Lage sein wird, die Entwicklung zu bremsen".
L.Rodriguez--TFWP