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Mit dem wärmsten März seit Beginn der Wetteraufzeichnungen ist den zehnten Monat in Folge ein weltweiter Temperaturrekord erreicht worden. Auch die Temperaturen an den Meeresoberflächen hätten einen "schockierenden" neuen Höchststand erreicht, teilte das EU-Erdbeobachtungsprogramm Copernicus am Dienstag mit. Der Temperaturanstieg erhöht das Risiko für Extremwetterereignisse wie Stürme oder Überschwemmungen.
Laut den Copernicus-Messungen war der März in diesem Jahr weltweit um 1,68 Grad Celsius wärmer als ein durchschnittlicher März zwischen 1850 und 1900, dem Referenzzeitraum für das vorindustrielle Zeitalter. Zwar sei der März-Höchstwert nur um 0,1 Grad überstiegen worden. Der allgemeine Trend sei jedoch alarmierender, sagte Samantha Burgess, stellvertretende Direktorin des Copernicus-Klimawandeldienstes (C3S). In den vergangenen zwölf Monaten lag die weltweite Durchschnittstemperatur demnach 1,58 Grad über dem vorindustriellen Zeitalter.
Bei den Temperaturen an den Meeresoberflächen wurde der im Februar aufgestellte Höchstwert mit nun durchschnittlich 21,07 Grad - ohne polnahe Gebiete - noch einmal übertroffen. "Das ist unglaublich ungewöhnlich", sagte Burgess.
Wärmere Ozeane führen zu einer höheren Luftfeuchtigkeit und zunehmenden Wetterextremen wie starkem Wind und heftigen Regenfällen. Durch eine Überhitzung der Weltmeere ist auch ihre Klimaschutzfunktion bedroht. Bislang haben sie die Erde bewohnbar gehalten, indem sie seit der industriellen Revolution 90 Prozent der überschüssigen Hitze absorbiert haben, die die Menschheit insbesondere durch die Nutzung fossiler Brennstoffe wie Öl und Kohle verursacht hat.
Zu den gegenwärtigen hohen Temperaturen trägt seit Juni 2023 das Wetterphänomen El Niño bei, das zu einer Erwärmung der Meeresoberfläche im südlichen Pazifik führt. El Niño kann laut Burgess aber nicht allein die Temperatur-Rekordwerte der vergangenen Monate erklären.
Im Pariser Klimaabkommen von 2015 hat die internationale Gemeinschaft vereinbart, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad, möglichst aber auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Dabei gilt der Mittelwert in einem Zeitraum von mehreren Jahrzehnten.
Angesichts der fortschreitenden Erderwärmung gerät dieses Ziel immer mehr außer Reichweite, eine dauerhafte Überschreitung der 1,5-Grad-Grenze scheint absehbar. Die Copernicus-Expertin Burgess sagte der Nachrichtenagentur AFP, die "Realität ist, dass wir äußerst nah dran sind".
Angesichts der ungewöhnlich hohen Temperaturen diskutieren Klimawissenschaftler derzeit über die Zuverlässigkeit ihrer Voraussagen. "Ist das Klimasystem kaputt? Wir wissen noch nicht wirklich, warum wir diese zusätzliche Hitze in den Jahren 23/24 erleben", sagte Burgess. "Wir können das meiste davon erklären, aber nicht alles." Die aktuellen Temperaturen lägen zwar noch innerhalb der Bandbreite der Klimavorhersagen, allerdings "am äußersten Rand des Spektrums und nicht im Mittel oder Median, wie man es erwarten würde".
Von Februar 2023 bis März 2024 lag die globale Durchschnittstemperatur bereits 14 Monate in Folge mindestens 1,5 Grad über den vorindustriellen Durchschnittswerten. Laut Weltklimarat IPCC wird die 1,5-Grad-Grenze voraussichtlich bereits Anfang des kommenden Jahrzehnts dauerhaft überschritten. Nötig wäre Klimawissenschaftlern zufolge eine drastische Reduzierung des weltweiten Treibhausgasausstoßes und schließlich Klimaneutralität. Der weltweite Ausstoß von Kohlendioxid, Methan und Stickoxid erreicht jedoch immer neue Höchstwerte.
P.Grant--TFWP