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Das auf der Weltnaturkonferenz COP15 im kanadischen Montreal verabschiedete Artenschutzabkommen ist von vielen Seiten als historischer Schritt im Kampf gegen die Umweltzerstörung gewertet worden. UN-Generalsekretär António Guterres bezeichnete das Abkommen am Montag als Beginn eines "Friedenspaktes" mit der Natur. Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) begrüßte es als "Schutzschirm für unsere Lebensgrundlagen", EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bezeichnete es als "historisch". Auch Umweltverbände begrüßten die Beschlüsse, wiesen jedoch auf Schwachstellen hin.
Die 193 Teilnehmerländer hatten sich nach tagelangen Verhandlungen und einer nächtlichen Marathonsitzung auf das Abkommen namens "Kunming-Montreal" geeinigt. Es sieht vor, dass 30 Prozent der Land- und Meeresfläche der Erde bis 2030 zu Schutzgebieten erklärt werden. Zudem sollen Entwicklungsländern bis 2025 jährlich 20 Milliarden Dollar (18 Milliarden Euro) für Naturschutz zur Verfügung gestellt werden. Bis 2030 sollen es mindestens 30 Milliarden Dollar sein.
Die 23 in dem Abkommen vereinbarten Ziele umfassen auch die Streichung umweltschädlicher landwirtschaftlicher Subventionen. Die Länder verpflichten sich außerdem, die Rechte indigener Völker zu schützen. Weitere Punkte sind der Wiederaufbau zerstörter Natur sowie eine Reduzierung des Einsatzes von Pestiziden.
Damit gelten wesentliche Ziele der UN-Biodiversitätskonferenz als erreicht. In manchen Punkten blieb das Abkommen aber hinter den Erwartungen zurück. So werden Unternehmen künftig lediglich dazu ermuntert, die Folgen ihrer Produktion für die Biodiversität bekannt zu geben - nicht verpflichtet.
Der knapp zweiwöchigen Konferenz waren bereits vier Jahre andauernde Verhandlungen vorausgegangen. Als deutsche Verhandlungsführerin nahm Umweltministerin Lemke teil. "Der Beschluss von Montreal spannt einen Schutzschirm für unsere Lebensgrundlagen auf. Die Staatengemeinschaft hat sich dafür entschieden, das Artenaussterben endlich zu stoppen", erklärte Lemke. Es sei "ein guter Tag für den weltweiten Natur- und Umweltschutz".
"Wir fangen endlich an, einen Friedenspakt mit der Natur zu schließen", sagte Guterres im UN-Hauptquartier in New York. Von der Leyen erklärte in Brüssel: "Die Weltgemeinschaft hat nun einen Fahrplan, um die Natur zu schützen und wiederherzustellen und sie nachhaltig zu nutzen." Dies gelte "für die heutigen und die künftigen Generationen". In die Natur zu investieren bedeute auch, den Klimawandel zu bekämpfen, fügte sie hinzu. Die Einigung ergänze deshalb das Pariser Klimaabkommen von 2015.
Kanadas Umweltminister Steven Guilbeault sprach von einem "Paris-Moment" für die biologische Vielfalt in Montreal. Sein französischer Kollege mahnte, dass nun jeder den Beschlüssen gerecht werden müsse um zu beweisen, dass es sich nicht nur "um ein Abkommen auf dem Papier" handele
Umweltverbände hatten die Verabschiedung des Artenschutzabkommens in seiner Bedeutung mit dem Pariser Klimaabkommen verglichen. Brian O'Donnell von der Nichtregierungsorganisation Campaign for Nature sprach von der bisher "größten Verpflichtung der Geschichte" zugunsten der Erhaltung von Meeren und Landflächen. Von den schätzungsweise acht Millionen Tier- und Pflanzenarten auf der Erde sind laut Wissenschaftlern des Weltbiodiversitätsrats IPBES eine Million vom Aussterben bedroht.
"Der Knoten ist heute geplatzt und die Verhandlungsstaaten haben es geschafft, sich auf ein lückenhaftes, aber letztlich überraschend gutes Rahmenwerk zu einigen", erklärte der die Umweltorganisation WWF. Die Beschlüsse seien ein "vorgezogenes Weihnachtsgeschenk für den Planeten", erklärte WWF-Experte Florian Titze.
Der Präsident des Naturschutzbundes Nabu, Jörg-Andreas Krüger, sprach im Zusammenhang mit der Vereinbarung von "deutlichen Fortschritten". Allerdings fehlten "messbare Ziele, die den Biodiversitätsverlust durch die Land- und Forstwirtschaft, Fischerei, den Handel sowie den Finanzsektor aufhalten könnten".
Das Abkommen sei zwar "historisch", aber auch "ein Kompromiss", kommentierte die Wildlife Conservation Society. Der Beschluss hätte noch weiter gehen können. Regierungen sollten ihn deshalb als Basis und nicht als Obergrenze für globale Maßnahmen zur Beendigung der Krise betrachten.
H.Carroll--TFWP