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Die Ukraine hat Russland nach Angaben aus Moskau in den vergangenen Tagen erneut mit von den USA gelieferten ATACMS-Raketen angegriffen. Die Angriffe hätten am Samstag und Montag stattgefunden, erklärte das russische Verteidigungsministerium am Dienstag. Es drohte mit "Vergeltungsaktionen". Die Nato-Staaten kündigten derweil bei einem Treffen in Brüssel an, Kiew ungeachtet der jüngsten russischen Atomwaffen-Drohungen weiter zu unterstützen.
Ziele der ukrainischen Angriffe seien eine Luftabwehranlage und der Flugplatz Kursk-Wostotschni in der grenznahen russischen Region Kursk gewesen, erklärte das russische Verteidigungsministerium weiter. Von insgesamt 13 auf russisches Gebiet abgefeuerten ATACMS-Raketen hätten drei ihr Ziel erreicht. Dabei seien mehrere russische Soldaten verletzt und eine Radaranlage beschädigt worden. Die übrigen ATACMS seien von der russischen Luftabwehr abgefangen worden. Es ist äußerst selten, dass Russland erfolgreiche ukrainische Angriffe bestätigt.
Vom Moskauer Verteidigungsministerium veröffentlichte Fotos zeigten angebliche Raketentrümmer mit englischsprachigen Aufschriften. AFP konnte die Aufnahmen nicht unmittelbar überprüfen.
Vor einer Woche hatte die Ukraine erstmals russisches Staatsgebiet mit ATACMS-Raketen beschossen. Russlands Außenminister Sergej Lawrow hatte daraufhin mit einer "entsprechenden" Antwort gedroht und dabei auch einen Einsatz russischer Atomwaffen nicht ausgeschlossen. Die US-Regierung hatte zuvor die von Kiew seit Langem erhoffte Genehmigung zum Einsatz der von Washington gelieferten Waffen gegen militärische Ziele im russischen Landesinneren erteilt.
Russland hatte auf den ersten ATACMS-Beschuss vor wenigen Tagen mit dem erstmaligen Einsatz einer neuartigen Mittelstreckenrakete reagiert, die nach russischen Angaben mit Atomsprengköpfen bestückt werden kann.
In einer Ansprache an die Nation hatte Kreml-Chef Wladimir Putin gesagt, mit dem Einsatz westlicher Raketen größerer Reichweite gegen Ziele in Russland habe der Ukraine-Krieg "Elemente eines globalen Charakters" angenommen. Putin drohte allen westlichen Staaten mit Angriffen, die der Ukraine das Abfeuern von Raketen auf russisches Gebiet erlauben.
Am Dienstag beschäftigte sich der Nato-Ukraine-Rat in Brüssel auf Antrag Kiews mit dem russischen Angriff auf die ukrainische Stadt Dnipro mit der neuartigen Mittelstreckenrakete. Trotz der jüngsten russischen Drohungen wollten die Nato-Länder die Ukraine weiter unterstützen, bekräftigten die Verbündeten anschließend.
In der Nato-Erklärung hieß es, die Verbündeten sähen den russischen Angriff auf Dnipro "als weiteren Versuch Russlands an, die Zivilbevölkerung in der Ukraine zu terrorisieren und diejenigen einzuschüchtern, die die Ukraine bei ihrer Verteidigung gegen den unrechtmäßigen und nicht provozierten Angriff Russlands unterstützen". Nato-Generalsekretär Mark Rutte rief die Mitgliedsländer erneut auf, der Ukraine mehr Luftverteidigungssysteme zur Verfügung zu stellen.
Aus Kiew hieß es derweil, Russland habe die Ukraine in der Nacht mit einer "Rekordzahl" von Drohnen angegriffen. Die ukrainische Luftwaffe schoss nach eigenen Angaben 76 russische Drohnen in 17 Regionen des Landes ab. Weitere 95 Drohnen seien entweder vom Radar verschwunden oder durch elektronische Störsender aus der Luft geholt worden.
"Diese Angriffe sind nur möglich, weil Russland in der Lage ist, Sanktionen durch verschiedene Maßnahmen zu umgehen", sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj. "Wir brauchen größere gemeinsame Anstrengungen, um die Sanktionen durchzusetzen und Russland zu zwingen, diesen Krieg zu beenden."
D.Johnson--TFWP