Goldpreis
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Er hat die Verwandtschaft zwischen Neandertaler und heutigem Menschen erforscht und das Wissen von der menschlichen Evolution wesentlich vorangebracht: Der diesjährige Nobelpreis für Medizin geht an den Schweden Svante Pääbo, der seit Jahren in Deutschland wohnt und arbeitet. Der am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig tätige Forscher wird für die Entschlüsselung des Neandertaler-Genoms und die Begründung der Paläogenetik geehrt, wie das Nobel-Komitee am Montag mitteilte.
Die Paläogenetik befasst sich mit der Analyse genetischer Proben aus Fossilien und prähistorischen Funden. "Die genetischen Unterschiede zwischen Homo sapiens und unseren heute ausgestorbenen nächsten Verwandten waren unbekannt, bis sie durch Pääbos Arbeit identifiziert wurden", erklärte das Preiskomitee in Stockholm. Pääbos Erkenntnisse über den Gentransfer vom Neandertaler auf den Homo sapiens hätten zugleich "heute physiologische Bedeutung, zum Beispiel für die Art und Weise, wie unser Immunsystem auf Infektionen reagiert".
Der Neandertaler lebte eine Zeit lang gleichzeitig mit dem frühen Homo sapiens, bevor er vor etwa 30.000 Jahren vollständig ausstarb. Pääbo stellte nach Angaben seines Instituts im Zuge seiner Forschungen fest, dass sich im Genom heutiger nicht-afrikanischer Menschen rund zwei Prozent Neandertaler-DNA befinden. Dieser genetische Beitrag des Neandertalers habe das Immunsystem des modernen Menschen gestärkt, trage jedoch auch heute noch zu dessen Anfälligkeit für bestimmte Krankheiten bei.
Im Jahr 2014 gelang es Pääbo und seinem Team am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie, das Neandertaler-Genom fast komplett zu entschlüsseln. Dadurch wurde ein Vergleich mit den Genomen heutiger Menschen möglich. Der Präsident der Max-Planck-Gesellschaft, Martin Stratmann, sagte über Pääbo: "Seine Arbeiten haben unser Verständnis der Evolutionsgeschichte der modernen Menschen revolutioniert."
Der 67-Jährige reagierte nach eigener Schilderung zunächst ungläubig auf die Nachricht aus Stockholm. Sein erster Gedanke sei gewesen, dass es sich um einen "sophisticated (ausgeklügelten) Scherz von meinen Mitarbeitern" handle, erzählte er. "Aber dann klang es alles ein bisschen zu ernst, und ich habe es akzeptiert, dass es wahr ist."
Der in Stockholm geborene Pääbo galt schon länger als Anwärter auf den Medizin-Nobelpreis. Sein Vater Sune Bergström hatte 1982 ebenfalls den Nobelpreis für Medizin erhalten.
In seiner Reaktion auf die Nobel-Ehrung erläuterte Pääbo, dass seine Forschung zu besseren Behandlungsmethoden für Covid-19-Patienten führen könne. "Der größte genetische Risikofaktor, um schwer zu erkranken und sogar zu sterben, wenn man infiziert wird von dem Virus, kommt vom Neandertaler zum modernen Menschen", sagte der Schwede. Er und sein Team würden dies nun intensiv untersuchen: "Und das könnte zu besseren Behandlungen führen."
Zu Sääbos Gratulanten gehörte auch Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer. "Am Tag der Deutschen Einheit geht der Nobelpreis an einen schwedischen Wissenschaftler der in Sachsen arbeitet - was für ein Symbol: der Osten Deutschlands ist längst ein Ort internationaler Exzellenz", erklärte der CDU-Politiker.
Pääbo wird den Preis am 10. Dezember, dem Todestag des Wissenschaftlers Alfred Nobel im Jahr 1896, in Stockholm überreicht bekommen. Im vergangenen Jahr ging der Nobelpreis für Medizin an die US-Forscher David Julius und Ardem Patapoutian für ihre Entdeckungen zu den Rezeptoren für Temperatur und Berührung im menschlichen Körper.
J.Barnes--TFWP