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Die Zahl der Coronavirus-Infektionen in Deutschland steigt in atemberaubendem Tempo. Am Donnerstag meldete das Robert-Koch-Institut (RKI) 133.536 neue Fälle binnen 24 Stunden; die Sieben-Tage-Inzidenz sprang von 584,4 am Vortag auf 638,8. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) erwartet den Höhepunkt der aktuellen Welle in rund vier Wochen mit mehreren hunderttausend Fällen täglich. Er kündigte wegen der Entwicklung neue Regeln für die besonders zuverlässigen PCR-Tests an.
"Ich würde davon ausgehen, dass die Welle Mitte Februar ungefähr ihren Höhepunkt haben wird und dass wir dann auch tatsächlich mehrere hunderttausend Fälle pro Tag erwarten müssen", sagte Lauterbach am Mittwochabend im ZDF. Er forderte Menschen ohne Corona-Schutzimpfung zum Umdenken auf: "Jetzt ist der Zeitpunkt da, wo auch die Ungeimpften mal ihren Beitrag leisten müssen."
Wegen der rasant steigenden Infektionszahlen durch die besonders ansteckende Virusvariante Omikron will Lauterbach am Wochenende eine Beschlussvorlage zur Priorisierung der knapp werdenden PCR-Tests vorlegen. Diese Tests sollten vorrangig für Menschen verwendet werden, bei denen sicher sein müsse, dass sie nicht an Covid-19 erkrankt sind, sagte er. Die Neuregelung könnte demnach am Montag bei der nächsten Bund-Länder-Konferenz beschlossen werden.
Unterstützung kam vom Präsidenten der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt. Bei jüngeren Menschen würde es ausreichen, eine Corona-Infektion mit einem Schnelltest festzustellen, sagte er im Deutschlandfunk. Eine Bestätigung mit einem PCR-Test sei aus seiner Sicht nicht mehr nötig.
Der Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen forderte, dass die PCR-Testkapazitäten "als erstes zur Sicherung der kritischen Infrastruktur und Erkennung von Infektionen bei symptomatischen Personen eingesetzt" werden sollten. Schulen schloss er dabei im Gespräch mit der "Rheinischen Post" explizit ein.
Die jüngste Entwicklung befeuert auch die Debatte über eine allgemeine Corona-Impfpflicht. Lauterbach bekräftigte im ZDF seine Haltung, dass diese eingeführt werden müsse: "Wir kommen ohne Impfpflicht aus meiner Sicht aus dem Schlamassel nicht heraus", sagte er.
Ärztepräsident Reinhardt sprach sich in den Zeitungen der Funke Mediengruppe ebenfalls erneut für eine allgemeine Impfpflicht aus. Diese könne in einigen Wochen gerechtfertigt sein, wenn dann keine deutlich höhere Impfquote in Deutschland erreicht worden sei.
Allerdings gibt es auch Zweifel an der Impfpflicht, gerade wegen Omikron. "Für die Omikron-Welle kommt die Impfpflicht wahrscheinlich zu spät", sagte der Hamburger Virologe Jonas Schmidt-Chanasit der "Bild"-Zeitung. Nach der Omikron-Welle mit sehr vielen Infektionen wiederum stelle sich "die Frage nach der Sinnhaftigkeit einer solchen Pflicht".
In der kommenden Woche wird der Bundestag erstmals über die mögliche Impfpflicht diskutieren. SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich sagte dazu am Donnerstag vor Beginn einer Klausurtagung seiner Fraktion, nach der Debatte am kommenden Mittwoch "werden wir schnell erste Eckpunkte vorlegen". Er gehe davon aus, dass über eine Impfpflicht diskutiert werde, "die ab einer bestimmten Altersgrenze gelten wird".
Nötig seien auch weitere Aufklärungskampagnen und niedrigschwellige Impfangebote, betonte Mützenich. Bis zum Herbst solle eine "so starke Grundimmunisierung" der Bevölkerung erreicht werden, dass das Land mit der Pandemie "gelassener" umgehen könne als 2020 und 2021.
G.George--TFWP