TecDAX
-63.8200
Druckgeschwüre, problematische Arzneimittelgaben oder Krankenhauseinweisungen: Bei der Versorgung von Menschen in Pflegeheimen gibt es regional erhebliche Unterschiede. Das zeigt eine am Dienstag in Berlin veröffentlichte Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (Wido).
Das betrifft zum Beispiel die problematische Verordnung von Schlaf- und Beruhigungsmitteln. Dem Pflegereport zufolge lag der Anteil der Pflegebedürftigen in Heimen, die 2021 eine solche Dauerverordnung erhielten, im Viertel der Regionen mit den besten Ergebnissen bei maximal 4,7 Prozent. Im Viertel der Kreise mit den schlechtesten Ergebnissen waren hingegen mindestens 9,9 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner betroffen.
Kreise mit hohen Verordnungsraten an Schlaf- und Beruhigungsmitteln finden sich demnach überproportional häufig in Nordrhein-Westfalen und im Saarland. Insgesamt kommen die risikoreichen Dauerverordnungen laut der Analyse im Westen deutlich häufiger vor als im Osten.
"Eigentlich sollten pflegebedürftige Menschen maximal vier Wochen mit den untersuchten Schlaf- und Beruhigungsmitteln behandelt werden", erklärte Antje Schwinger vom Wido. Bei Dauereinnahme drohten unter anderem Abhängigkeit, erhöhte Sturzgefahr und die Entstehung von Angstgefühlen, Depressionen und Aggressionen.
Als weiteres Beispiel nennt der Report Klinikeinweisungen von Demenzkranken wegen Flüssigkeitsmangels, wo es ebenfalls eine große Spanne zwischen den Pflegeheimen gibt. So hatten 2021 im bundesweiten Durchschnitt knapp vier Prozent aller an Demenz erkrankten Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeheimen einen Krankenhausaufenthalt, der durch unzureichende Flüssigkeitszufuhr verursacht war.
In den 20 Kreisen mit den auffälligsten Werten waren es dagegen zwischen 7,5 und 12,5 Prozent der Demenzkranken, die wegen Dehydrierung in eine Klinik mussten. Auffällige Regionen gibt es demnach in Bayern, vor allem an der deutsch-tschechischen Grenze, in Niedersachsen, im Süden von Rheinland-Pfalz sowie in Nordrhein-Westfalen.
Das AOK-Institut untersuchte und verglich regional noch acht andere für Pflege und Gesundheit relevante Faktoren, darunter weitere kritische Medikationen, eine fehlende augenärztliche Vorsorge bei Diabetes sowie Druckgeschwüre und Krankenhausaufenthalte am Lebensende.
Die Auswertung, in welche die Daten von rund 350.000 Pflegeheimbewohnern ab 60 Jahren einflossen, zeigt auch positive Entwicklungen. So sank der Anteil der Menschen, die in ihren letzten 30 Lebenstagen im Krankenhaus waren, von bundesweit 47 Prozent im Jahr 2017 auf 42 Prozent im Jahr 2021. Schwinger zufolge bleibe allerdings abzuwarten, ob dies nur ein vorübergehender Trend infolge der gesunkenen Coronazahlen sei.
Mit einem Anteil von mehr als 49 Prozent steht das Saarland bei den Krankenhauseinweisungen am Lebensende ganz oben auf der Liste. Am anderen Ende der Skala liegt Sachsen mit 36 Prozent.
A.Nunez--TFWP