SDAX
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Jeder zweite ältere Mensch erhält potenziell ungeeignete Medikamente. Dadurch bestehe ein Risiko von unerwünschten Wechsel- oder Nebenwirkungen wie Blutdruckabfall und Sehstörungen, ergab eine am Donnerstag veröffentlichte Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (Wido).
Mehr als die Hälfte der Verordnungen solcher Arzneien betrifft demnach Magenschutzpräparate, die sogenannten Protonenpumpenhemmer. Diese Medikamente werden unter anderem bei Beschwerden wie saurem Aufstoßen, zur Vorbeugung von Magenblutungen bei gleichzeitiger Einnahme von Schmerzmitteln oder Blutgerinnungshemmern bis hin zu einem Magen-Darm-Geschwür verordnet.
Eine langfristige Einnahme dieser Medikamente sei vor allem bei älteren Menschen mit einem erhöhten Risiko für Osteoporose, Knochenbrüche und bestimmte Infektionen verbunden. Ebenfalls zu den häufig verordneten potenziell unangemessenen Medikamenten zählen der Analyse zufolge einige Wirkstoffe gegen Schmerzen, Antidepressiva und Medikamente bei Blasen- und Prostatabeschwerden.
Rund 8,3 Millionen Menschen über 65 Jahre bekamen in Deutschland nach der Wido-Untersuchung im Jahr 2022 mindestens einmal ein potenziell ungeeignetes Medikament verordnet, das zu unerwünschten Folgen führen kann. Das war ein Anteil von 50,3 Prozent in dieser Altersgruppe.
Die Zahl der gleichzeitig verordneten Arzneimittel nimmt mit steigendem Alter deutlich zu. 43 Prozent der gesetzlich Versicherten über 65 Jahre wurden 2022 mit mehr als fünf verschiedenen Wirkstoffen gleichzeitig behandelt. Ältere Patientinnen und Patienten seien damit besonders gefährdet, unerwünschte Arzneimittelereignisse zu erleiden.
"Medikamentennebenwirkungen wie Müdigkeit, Blutdruckabfall oder Sehstörungen können zu Stürzen oder kognitiven Einbußen führen und in manchen Fällen sogar lebensbedrohlich sein", erklärte Wido-Geschäftsführer Helmut Schröder. Positiv sei daher, dass der Verordnungsanteil der potenziell ungeeigneten Medikation in den vergangenen zehn Jahren zurückgegangen sei. Während der Verordnungsanteil bei älteren Menschen im Jahr 2013 noch bei 14,6 Prozent lag, betrug der Anteil 2022 12,3 Prozent.
S.Rocha--TFWP