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Die Zahl der Opfer häuslicher Gewalt in Deutschland steigt. Im vergangenen Jahr erfassten die Behörden mehr als 256.000 solcher Fälle - das waren 6,5 Prozent mehr als 2022: Dies geht aus einem Lagebild hervor, das die Bundesregierung und das Bundeskriminalamt (BKA) am Freitag in Berlin vorstellten. 70 Prozent der Betroffenen waren demnach weiblich, drei Viertel der Tatverdächtigen männlich.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sprach von einer "Gewaltspirale", die gestoppt werden müsse. Familienministerin Lisa Paus (Grüne) erklärte, die neuen Zahlen zeigten "das erschreckende Ausmaß einer traurigen Realität". Es handle sich um eine große Herausforderung - "insbesondere, weil so viel in den eigenen vier Wänden und unter Ausschluss der Öffentlichkeit passiert".
Bei knapp zwei Dritteln der Betroffenen (65,5 Prozent) ging die häusliche Gewalt vom Partner oder der Partnerin aus; beim Rest waren es nahe Angehörige wie Eltern oder Kinder, Geschwister oder andere Familienangehörige. Im Bereich der Partnerschaftsgewalt waren 79,2 Prozent der Opfer Frauen. Die Hälfte der Opfer lebte mit der tatverdächtigen Person zusammen. 155 Frauen und 24 Männer wurden im vergangenen Jahr durch ihre Partner oder Ex-Partner getötet.
Entscheidend sei, "dass die Täter ihr aggressives Verhalten beenden und sich tatsächlich verändern", erklärte Faeser. "Dafür brauchen wir neben konsequenter Strafverfolgung verpflichtende Anti-Gewalt-Trainings für die Täter." Die Kontaktverbote nach dem Gewaltschutzgesetz müssten strikter durchgesetzt werden.
Zudem berate die Bundesregierung aktuell darüber, Täter mit einer elektronischen Fußfessel zu überwachen. Dann könne die Polizei "im Ernstfall schneller einschreiten und erneute Gewalt gegen Frauen besser verhindern", sagte Faeser.
Familienministerin Paus kündigte ein Gesetz zur Sicherung des Zugangs zu Schutz und Beratung bei geschlechtsspezifischer und häuslicher Gewalt an. Dieses Gewalthilfegesetz werde die Grundlage für ein "verlässliches und bedarfsgerechtes Hilfesystem bei häuslicher und geschlechtsspezifischer Gewalt" schaffen, denn alle von Gewalt Betroffenen hätten das Recht auf Schutz und Beratung.
Die Zahlen von polizeilich registrierter häuslicher Gewalt steigen der Statistik zufolge nahezu kontinuierlich an - in den letzten fünf Jahren um 19,5 Prozent. Doch nach wie vor sei davon auszugehen, dass viele Taten der Polizei nicht gemeldet werden, etwa aus Angst oder Scham, erklärte das Bundesinnenministerium. Dies führe dazu, "dass die polizeiliche Kriminalstatistik den tatsächlichen Umfang nur bedingt widerspiegelt", erklärte BKA-Vizepräsidentin Martina Link. Derzeit sei eine umfassende Studie in Arbeit, die das Dunkelfeld erhellen solle.
T.M.Dan--TFWP