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Die EU hat das von den radikalislamischen Taliban erlassene Arbeitsverbot für Frauen in Nichtregierungsorganisationen (NGOs) in Afghanistan scharf kritisiert. Die Union verurteile die Entscheidung "auf das Schärfste", teilte eine Sprecherin des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell am Samstagabend in einer Erklärung mit, die der Nachrichtenagentur AFP vorliegt. Die in Afghanistan seit August 2021 regierende Miliz hatte das Verbot mit "ernsthaften Beschwerden" über das Nichttragen des Hidschabs im Zusammenhang mit für NGOs tätigen Frauen begründet.
Das afghanische Wirtschaftsministerium weise "alle Organisationen an, die Arbeit von Frauen bis auf weiteres einzustellen", hieß es am Samstag in einer Mitteilung des Hauses. Organisationen, die das Beschäftigungsverbot für Frauen nicht einhalten sollten, drohe der Entzug ihrer Zulassung. Ob das Verbot nur für afghanische Staatsangehörige oder auch für Ausländerinnen gilt, blieb zunächst unklar.
Zwei internationale NGOs bestätigten AFP indes den Erhaltung der Mitteilung des Ministeriums. "Wir setzen alle unsere Aktivitäten ab Sonntag aus", sagte ein hochrangiger Mitarbeiter einer internationalen humanitären NGO. Es werde in Kürze ein Treffen der Leitungen mehrerer NGOs geben, um über das weitere Vorgehen zu beraten.
In Afghanistan sind auch nach der Rückkehr zur Macht der Taliban im August 2021 weiterhin dutzende Nichtregierungsorganisationen aktiv, viele ihrer Mitarbeitenden sind Frauen.
Die radikalislamischen Taliban hatten bei ihrer erneuten Machtübernahme zunächst angekündigt, weniger hart vorgehen zu wollen als während ihrer ersten Herrschaft von 1996 bis 2001. Inzwischen aber wird die Miliz immer radikaler.
Die EU zählt zu den wichtigsten finanziellen Unterstützern von NGos in Afghanistan. Brüssel erkennt die Taliban-Verwaltung jedoch nicht als offizielle Regierung des Landes an. Die Sprecherin des Außenbeauftragten Borrell bezeichnete das nun verkündete Beschäftigungsverbot für NGO-Mitarbeiterinnen "eine weitere schwere Einschränkung der Möglichkeit afghanischer Frauen, ihre Menschenrechte und Grundfreiheiten auszuüben".
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International nannte die Maßnahme einen "bedauerlichen Versuch, Frauen aus dem politischen, sozialen und wirtschaftlichen Raum" in Afghanistan "auszulöschen".
Am Dienstag hatten die Taliban den Frauen im Land bereits den Zugang zur Hochschulbildung untersagt. Vor weniger als drei Monaten hatten tausende Mädchen und Frauen im ganzen Land Aufnahmetests für Universitäten absolviert. Viele von ihnen wollten Lehramt oder Medizin studieren.
Die meisten weiblichen Teenager sind in Afghanistan bereits von der Teilnahme an weiterführender Bildung im Sekundarbereich ausgeschlossen. Zahlreiche weibliche Angestellte im öffentlichen Dienst wurden entlassen. Frauen und Mädchen ist es zudem untersagt, öffentliche Parks und Gartenanlagen zu betreten.
L.Holland--TFWP